Die zeitweise Einschränkung der Freiheit aus Gründen der Vorsorge und kollektiven Gesundheitsschutzes wird von einigen Mitbürgern als Angriff auf die Freiheit insgesamt beklagt, wie auch im WK oft zu lesen ist. Das Maskentragen, Abstandhalten, nicht ins Kino oder ins Café gehen dürfen, ja auch Impfung erhalten, sind Einschränkungen, richtig. Ist all das auch tatsächlich ein Angriff auf die grundgesetzlich verbrieften Freiheitsrechte?
Hier wird einem Freiheitsbegriff gehuldigt, der egoistisch und gedankenlos ist. Unsere Freiheit ist nicht in Gefahr, nur weil wir bei einer globalen gesundheitlichen Bedrohung nicht frisch und frei dem Virus offene Bahn geben wollen. „Corona-Diktatur“ und andere Übersteigerungen sind total daneben, lasst mal die Kirche im Dorf. Ist die Situation vergleichbar mit repressiven Staatssystemen wie z.B. dem Stalinismus, dem Nazi-Regime oder südamerikanischen mafiösen Strukturen?
Corona-Leugner und Querdenker wissen wohl auch im Stillen, dass ihr Freiheitsruf Schwächen hat, sonst würden sie sich nicht voller Dankbarkeit den merkwürdigsten Verschwörungsstories und deren Verkünder anschließen. Argumente und Kritik sind ihnen unerwünscht.
Der berühmte Philosoph G. W. Friedrich Hegel, der sich mit dem Freiheitsbegriff intensiv befasst hat, würde dazu sagen: „Von einem freien Willen kann erst dann die Rede sein, wenn er das Entschließen und Wählen des Tuns auf vernünftiges Denken gründet“, auch kurz (zit.) „Wer das Denken verwirft und von Freiheit spricht, weiß nicht, was er redet“.
Freiheit für alle heißt auch Regeln und Verantwortung für alle. Freiheit ohne Verantwortung ist einfach nur libertär und kindisch und letztlich eine Gefahr für die Gesellschaft.
Sabine Ruwwe
Leserbrief vom 4. März 2022